4. Vorurteil: Bio-Lebensmittel sind auch nicht gesünder!

Elke Röder arbeitet als Geschäftsführerin Politik und Grundlagen beim Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V. Foto: BNN
"Ja, es stimmt: Es gibt Studien die zeigen, dass Bio-Obst und Bio-Gemüse wesentlich mehr gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe haben als konventionelles Obst und Gemüse. Und es gibt Studien, die keine signifikanten Unterschiede feststellen. 
Ein Unterschied ist jedoch unumstritten: Konventionelles Obst und Gemüse ist 100-mal mehr mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, wie zum Beispiel Glyphosat, belastet. Glyphosat schadet nicht nur Bienen, sondern ist laut einer  Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wahrscheinlich krebserregend. 
Nun ist der chemisch-synthetische Pflanzenschutz im Ökolandbau zwar verboten, aber die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Pestizide sickern ins Grundwasser oder werden mit dem Wind auch auf Ökofelder geweht. Daher ist eine garantiert 100-prozentige Freiheit von Kontaminationen nicht immer möglich. Alle Bio-Lebensmittel durchlaufen aber zusätzlich die gesetzlich geregelte Prozesskontrolle durch Öko-Kontrollstellen. Bio-Lebensmittel, die es ausschließlich im Naturkostfachhandel gibt, werden zusätzlich durch das Monitoring des Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V. im Labor auf Pestizide untersucht. Durch diese engmaschigen Kontrollen können wir mehr gesunde Lebensmittel anbieten."
Quelle: oekolandbau.de
Bio-Landbau schützt Milliarden Kubikmeter Grundwasser vor Schadstoffen und spart der Gesellschaft damit viel Geld                     Die Bio-Landwirte in Deutschland haben im vergangenen Jahr über 2,7 Milliarden Kubikmeter Wasser vor Pestiziden, Kunstdüngern und anderen Chemikalien bewahrt. Dieser Beitrag des zum Schutz des Grundwassers lässt sich auch monetär beziffern.                               weiterlesen                               https://biohandel.de/markt-branche/bio-landbau-schuetzt-milliarden-kubikmeter-grundwasser-vor-schadstoffen-und-spart-der-gesellschaft-damit-viel-geld
 
  
14. Bio ist sozial                                                                                                                                                      Bio schont die Gesundheit der Bauern und der Gesellschaft. Viele Studien zeigen Zusammenhänge zwischen Pestiziden und Krankheiten auf.                                                                                                                              Biolandbau schafft Arbeitsplätze. Der höhere Aufwand und der höhere Anteil an handwerklicher Arbeit schaffen  zusätzliche Arbeitsplätze im Biolandbau.                                                                                                                                                                                                                                                               15. Bio leistet gesellschaftlichen Mehrwert                                                                                                                                                      Bioförderung ist effizienter Umweltschutz. Der Biolandbau führt zu Verbesserungen in einer Reihe von Umweltindikatoren.                                                                                                                              Bio senkt gesellschaftliche Folgekosten der Landwirtschaft.  Laut Modellrechnungen könnten bei einer Umstellung auf 100 % Biolandbau jährlich ein Drittel der externen Kosten der Landwirtschaft eingespart werden.                                                                                                                                                                                                                                                               16. Bio ist wertvoll für die Welternährung                                                                                                                                                      Biolandbau kann die Erträge in Entwicklungsländern deutlich steigern. Eine Metastudie über Vergleichsversuche  in 53 Ländern zeigt in Entwicklungsländern um 80 % höhere Erträge.                                                                                                                              Biolandbau hat ein gutes Gleichgewicht zwischen Produktivität und Umwelt- Ressourcenschutz. Dadurch hat er das Potential, langfristig die Ernährungsgrundlagen zu sichern.                                                                                                                                                       Bio sichert Unabhängigkeit der Bauern.                                                                                                                                                       Biologische Anbausysteme, die ohne Zukauf von synthetischen Düngern und Pestiziden auskommen  senken die Abhängigkeit von Agrarkonzernen deutlich.
 
  
11. Bio schützt Wasser und Gewässer.                                                                                                                                                                                Biolandbau schützt das Grundwasser. Biobauern bringen keine chemisch-synthetischen Pestizide und Wachstumsregulatoren aus.                                                                                                                                                                                Biolandbau schützt Flüsse und Seen. Im Umfeld biologisch bewirtschafteter Ackerflächen sind die Gewässer weniger mit Pflanzschutzmitteln belastet.                                                                                                                                                                                Weniger Nitratauswaschungen durch Biolandbau.  Schnelllösliche Mineraldünger führen zu schädlichen Nitratauswaschungen in Grundwasser und Oberflächengewässern. Diese sind im Biolandbau nicht zugelassen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   12. Bio spart Energie.                                                                                                                                                                                                                                                            Biolandbau ist energieeffizienter. Die Herstellung von Stickstoff, Kalium , Phosphordüngern und Pestiziden verbraucht fossile Energie.  Im Biolandbau sind diese nicht oder nur begrenzt zugelassen.                                                                                                                                                                                Bioprodukte haben die bessere Energiebilanz. Nicht nur auf die Fläche sondern auch auf die Produktmenge bezogen weist der Biolandbau bei einer Vielzahl von Produkten die bessere Energiebilanz auf.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   13. Bio ist gut für das Klima.                                                                                                                                                                                                          Bioackerböden binden mehr CO2.  Durch weite Fruchtfolgen mit mehrjährigem Kleegras und konsequenter Rückführung der organischen Substanz durch Düngung mit Mist.                                                                                                                                                                                Biolandbau reduziert klimarelevante Spurengase. Im Biolandbau wird weniger Stickstoff gedüngt, deshalb reduziert sich das Risiko hoher Spurengasfreisetzungen wie N2O aus dem Boden.
 
  
9. Bio fördert Biodiversität.                                                                                                                                                      Mehr Biodiversität auf Biobetrieben. Biobetriebe beherbergen 30 % mehr Arten und 50 % mehr Individuen.                                                                                                                              Bioböden bringen einen Mehrwert für die stark gefährdete Ackerflora. Im Biofeld wachsen mehr als 9 mal so viele Beikräuter wie auf integriert bewirtschafteten Feldern und es werden deutlich mehr Pflanzenarten festgestellt, die von Bienen bestäubt werden.  Dadurch erhalten und schonen Biobauern wichtige Blütenbestäuber.                                                                                                                               Viele der Tiere wie Wild- und Honigbienen und andere Insekten sind weltweit in ihrem Bestand bedroht.  Auch Vögel profitieren vom ganzheitlichen Einsatz im Biolandbau. Untersuchungen belegen eine 6fach höhere Anzahl von Brutrevieren und bis zu 8 mal mehr Populationsdichte von Feldvögeln.                                                                                                                                                                                                                                                               10. Bio pflegt den Boden                                                                                                                                                      Bodenfruchtbarkeit ist im Biolandbau zentral für die Pflanzenernährung und -gesundheit. Der Aufbau von Bodenfruchtbarkeit führt zu erhöhter Stabilität, welche die Anpassungsfähigkeit des Bodens verbessert.                                                                                                                              Bioböden haben eine bessere Struktur. Sie verschlämmen und erodieren weniger durch längere Begrünung, organische  Düngung und höhere biologische Aktivität.                                                                                                                              In Bioböden leben viele Biolebewesen. Eine erhöhte biologische Aktivität verbessert die Bodenfruchtbarkeit und begünstigt die Schädlingskontrolle.
 
  
5. Bio ist gehaltvoller.                                                                                                        Biologisch angebautes Obst und Gemüse enthalten mehr Antioxidantien, bis zu 60 % mehr als konventionelles.                                                                                                                                                                                                                                     6. Bio arbeitet ohne Gentechnik                                                                                                                              Gentechnisch behandelte Pflanzen, Tiere und Hilfsmittel sind verboten.  Gentechnik widerspricht den Grundsätzen der biologischen Landwirtschaft.                                                                                                                                                                                                                                     7. Biotiere haben es besser.  Biotiere sind in der Regel an der frischen Luft. Auslauf und/oder Weidemöglichkeit sind Vorschrift.                                                                                                                              Besseres Wohlbefinden bei Biorindern. Auslauf und Weide haben positive Effekte beim Wohlbefinden der Tiere.                                                                                                                                                                                                                                     8. Weniger Schulmedizin bei Biotieren.                                                                                                                              Kranke Tiere werden mit natürlichen Mitteln behandelt. Biobauern und deren Tierärzte setzen in erster Linie natürliche Mittel und Komplementärmedizin ein.
 
  
1. Bio ist wirklich bio.                                                                                                        Der Begriff bio ist gesetzlich geschützt. Nur wenn die Anforderungen an die Bioverordnung bzw. das Siegel erfüllt sind, dürfen die Lebensmittel als bio bzw. unter dem entsprechenden Siegel verkauft werden.                                                                                                                              Biobetriebe sind gut kontrolliert. Sie werden mindestens ein mal im Jahr  auf die Einhaltung der Verordnungen kontrolliert.                                                                                                                                                                                                                                     2. Bio ist konsequent.                                                                                                                              Jeder Biohof muss als ganzes  biologisch wirtschaften. Die Umstellung dauert 2 Jahre und in dieser Zeit gelten bereits alle Verordnungen.                                                                                                                                                                                                                                     3. Mit Bio auf der sicheren Seite.                                                                                                                              Bioprodukte enthalten weniger Pestizidrückstände. Bei Bio-Obst und Gemüse sind es durchschnittlich 180 mal weniger als bei konventionellen Produkten. Bei Biopflanzen sind chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel grundsätzlich verboten.                                                                                                                                                                                                                                     4. Bio-Lebensmittel sind besonders.                                                                                                                              Bio-Lebensmittel  enthalten weniger Zusatzstoffe. Es sind gegenüber der normalen Zusatzstoffverordnung nur etwa 10 % in der Bioverordnung zugelassen.
 
  
Synthetische Pestizide werden heute im globalen Maßstab in die freie Natur ausgebracht,                                                                                                                              und Rückstände finden sich nahezu auch überall da, wo sie nicht hingehören und nicht                                                                                                                              hingelangen sollen. Diese Gifte werden entwickelt und verwendet, um lebende Organismen                                                                                                                              zu zerstören. Wie konnte es dazu kommen, dass immer mehr Bauern abhängig wurden von                                                                                                                              diesen Ackergiften? Und was bedeutet das für die Gegenwart und Zukunft? Es ist höchste                                                                                                                              Zeit, das Gift von den Äckern zu verbannen und wieder mit der Natur und dem Leben                                                                                                                              zusammenzuarbeiten, meint Mathias Forster, Herausgeber des Buches „Das Gift und wir“,                                                                                                                              in dem aufgezeigt wird, wie die synthetischen Pestizide zur Bedrohung wurden und wie es                                                                                                                              ohne sie weitergehen kann und muss.                                                                                                                                                                                                                                     Die schädlichen Wirkungen der synthetischen Pestizide auf lebendige Organismen,                                                                                                                              angefangen beim Menschen, über die Tiere, Pflanzen und Böden bis hin zu den Gewässern                                                                                                                              und dem ganzen Ökosystem Erde, zeigen sich immer deutlicher. Es ist daher an der Zeit,                                                                                                                              dass wir uns als Individuen und als Gesellschaft ernsthaft fragen, ob eine Landwirtschaft,                                                                                                                              die das Leben vergiftet, zukunftsfähig ist, und ob wir uns ein auf Giftstoffe aufgebautes                                                                                                                              Ernährungssystem weiterhin leisten können und wollen. Der kürzlich getroffene Entscheid                                                                                                                              zur EU-Agrarpolitik der nächsten Jahre zeigt, dass diese Probleme in den wirtschaftlichpolitischen                                                                                                                              Zusammenhängen bisher viel zu wenig angekommen sind und viel zu wenig                                                                                                                              ernst genommen werden. Immer noch 80 Prozent der zu verteilenden Milliarden werden                                                                                                                              nach Flächenbesitz an die Bauern vergeben – unabhängig davon, ob sie die Böden und das                                                                                                                              Grundwasser vergiften und die Biodiversität dezimieren, sondern einfach so, weil man                                                                                                                              Flächen besitzt und bewirtschaftet. Man finanziert so also mit Milliarden und                                                                                                                              Abermilliarden an Euro eine Landwirtschaftspraxis, die nachweislich unsere                                                                                                                              Lebensgrundlagen schädigt und zerstört. Ebenso die Folgekosten für die                                                                                                                              Trinkwasserreinigung und Gesundheitsschäden, die durch kontaminierte Lebensmittel                                                                                                                              entstehen, und vieles mehr. Nota bene alles mit unseren Steuergeldern! Und dann wird uns                                                                                                                              das alles noch als Erfolg und Fortschritt verkauft. Das ist wirklich ungeheuerlich.                                                                                                                              Dies umso mehr, als Bäuerinnen und Bauern seit hundert Jahren erfolgreich zeigen, dass                                                                                                                              auch ohne synthetische Pestizide und mineralischen Dünger gute Ernteerträge erzielt und                                                                                                                                                        qualitativ hochwertige Lebensmittel produziert werden können. Und hier liegt auch noch                                                                                                                                                                             ein großes Forschungspotenzial im Hinblick auf höhere Ernteerträge. Längst kommen                                                                                                                              zahlreiche Studien zu dem Ergebnis, dass nur eine Landwirtschaft, die mit der Natur                                                                                                                              arbeitet und nicht mehr gegen sie, die Menschheit nachhaltig und langfristig wird ernähren                                                                                                                              können.                                                                                                                              Dank des Instruments der direkten Demokratie in der Schweiz kamen zwei Initiativen                                                                                                                              zustande, die synthetische Pestizide verbieten oder staatliche Subventionen nur noch                                                                                                                              denjenigen Bauern zugestehen wollen, die auf synthetische Pestizide verzichten. Wenn diese                                                                                                                              Initiativen durch einen Volksentscheid angenommen werden, dann wird zum ersten Mal in                                                                                                                              der Geschichte durch einen basisdemokratischen Prozess ein fundamentaler Wechsel im                                                                                                                              Ernährungssystem eines ganzen Landes ermöglicht. Dies könnte motivierendes Vorbild für                                                                                                                              andere Staaten und die weltweite Antipestizidbewegung werden. Auch die                                                                                                                              Demokratiebewegungen würden dadurch potenziert. Das waren die Überlegungen und                                                                                                                              unsere Motivation zu diesem Buch. Hinzu kommt aber auch eine gefühlte Verantwortung,                                                                                                                              dieses kostbare Instrument der direkten Demokratie zu unterstützen, bei dem die Bürger als                                                                                                                              Souverän über ihre eigenen Belange und die gesellschaftliche Entwicklung selbst                                                                                                                              entscheiden.                                                                                                                              Dieses Buch soll möglichst auch in anderen Ländern zur Bewusstseinsbildung beitragen.                                                                                                                              Denn die Probleme, die durch die Verwendung von synthetischen Pestiziden entstehen,                                                                                                                              machen vor Ländergrenzen nicht halt. In über dreißig Beiträgen von unterschiedlichen                                                                                                                              Expertinnen und Experten wird das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet. Wir sind                                                                                                                              davon überzeugt, dass wir angesichts der umfassenden Problematik der synthetischen                                                                                                                              Pestizide, also giftigen bis hochgiftigen Stoffen, keine weiteren Experimente, keine weiteren                                                                                                                              Freilandversuche mit unbestimmtem Ausgang und unkalkulierbarem Risiko mehr brauchen.                                                                                                                              Wir plädieren stattdessen für einen fundamentalen Systemwechsel, der dem Leben in seiner                                                                                                                              Vielfalt wieder gerecht wird.                                                                                                                              Ein solcher Systemwechsel kann nur im Bewusstsein der Menschen beginnen. Ein erster                                                                                                                              Schritt kann darin liegen, sich die bereits entstandenen Schäden sowie die bekannten und                                                                                                                              unbekannteren Risiken genauer anzusehen. Die Beiträge im ersten Kapitel dieses Buches                                                                                                                              geben dazu reichlich Gelegenheit. Im zweiten Kapitel werden politische, rechtliche,                                                                                                                              wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte des Einsatzes von synthetischen Pestiziden                                                                                                                              beleuchtet, und im dritten schließlich kommen Praktiker zu Wort, bei denen Landwirtschaft                                                                                                                              ohne synthetische Pestizide bereits seit Jahren Alltag ist. Ihre Erfahrungen zeigen, dass auf                                                                                                                              Ackergift gut verzichtet werden kann, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, von der Natur,                                                                                                                              von Fachkollegen und Forscherinnen zu lernen, die sich mit alternativen Methoden der                                                                                                                              Schädlingsregulierung auskennen und Hilfestellung bei der Umstellung bieten können. Es                                                                                                                                                        werden außerdem Vorschläge vorgestellt, wie eine Transformation von der industriellen                                                                                                                                                                             Landwirtschaft zu einer nachhaltigen Agrarkultur praktisch vollzogen werden kann, oder                                                                                                                              auch, wie sie bereits in einigen Regionen vollzogen wurde.                                                                                                                              Die Herausforderung, vor der wir als Menschheit stehen, ist aus unserer Sicht diese: Wie                                                                                                                              können wir im Interesse unserer Kinder und Enkelkinder, aber auch der Erde und ihrer                                                                                                                              Ökosysteme eine neue Agrarkultur entwickeln und praktisch so umsetzen, dass für die                                                                                                                              Verbraucherinnen und Verbraucher, die Bäuerinnen und Bauern und den                                                                                                                              Lebensmittelhandel Win-Win-Situationen entstehen? Die Pioniere und Pionierinnen des                                                                                                                              Ökolandbaus, die über Jahrzehnte bekämpft, beschimpft, sozial ausgegrenzt und belächelt                                                                                                                              wurden, haben sich quasi exklusiv das Wissen erarbeitet, wie man sich in lebendigen                                                                                                                              Systemen orientieren und diese transformieren kann. Sie werden nun im weiteren Verlauf                                                                                                                              der Geschichte mehr und mehr zu gefragten Expertinnen und Experten werden.                                                                                                                              Heute wissen wir, was industrielles Denken anrichtet, wenn es sich in seiner Einseitigkeit                                                                                                                              ungebremst in Bereiche lebendiger Systeme ausbreitet. In all jenen Bereichen, wo es um                                                                                                                              Lebendiges geht, also um Ökosysteme, das Klima, Böden, Gewässer, Luft, Pflanzen, aber                                                                                                                              auch bei Tieren und Menschen müssen wir lernen, in und aus den lebendigen                                                                                                                              Zusammenhängen zu denken und das Gelernte dann auch praktisch anzuwenden. Das ist                                                                                                                              die nachhaltige Alternative zu der Anwendung von Ackergift, die mehr Leben zerstört, als                                                                                                                              uns recht sein kann.                                                                                                                              Es zeigt sich auch immer deutlicher, dass unser heutiges Wirtschaftsdogma des ewigen                                                                                                                              Wachstums auf die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion nicht uneingeschränkt                                                                                                                              anwendbar ist, weil auf diese Weise zu viel von dem zerstört wird, was die Grundlage des                                                                                                                              Lebens ist. Wir müssen lernen, uns in unserem Denken und Handeln an den                                                                                                                              Gesetzmässigkeiten des Lebendigen zu orientieren, ansonsten werden wir unser                                                                                                                              Versprechen, nachhaltig mit dem Planeten Erde umzugehen, nicht einlösen können.                                                                                                                              Der Drang des Menschen, die Wirtschaft und sich selbst zu entwickeln, hat sich lange genug                                                                                                                              auf den Bereich eines quantitativen Wachstums beschränkt. Wir können diesen Drang                                                                                                                              jedoch nicht wie eine Pflanze ausreißen, er ist dem Wesen des Menschen eigen. Was nun                                                                                                                              aber ansteht ist, dass sich der bereits seit Jahrzehnten diskutierte Erkenntnisschritt                                                                                                                              durchsetzt, dass wir in vielen Bereichen mehr qualitatives und weniger quantitatives                                                                                                                              Wachstum brauchen. Wir müssen uns deshalb dringend darüber unterhalten, was qualitativ                                                                                                                              hochwertige Lebensmittel eigentlich ausmacht, insbesondere angesichts der Schäden, die                                                                                                                              eine gegen die Natur gerichtete Landwirtschaft anrichtet. Wenn sich der Wille dazu                                                                                                                              weltweit noch stärker zeigt und auswirkt, werden die Bäuerinnen und Bauern, die                                                                                                                              Bauernverbände, wird auch die Politik die nötige Kraft aufbringen, die Segel an diesem                                                                                                                                                        neuen Bewusstseins-Wind auszurichten und den Kurs zu ändern. Es liegt in unserer Hand!                                                                                                                                                                                                                                                                                    Weitere Informationen:                                                                                                                              Buchvorstellung                                                                                                                              Mathias Forster im Gespräch mit Florian Schwinn                                                                                                                              Schluss mit den Pestiziden in der Landwirtschaft!                                                                                                                              Und auf der Internetseite www.dasgiftundwir.ch zum Buch.                                                                                                                              Quelle: Nachdenkseiten
 
  

Eine ökologische, regionale und solidarische Landwirtschaft schont das Klima, erhält die Artenvielfalt und lokale Kultur, schafft Arbeitsplätze im ländlichen Raum, produziert gute Lebensmittel und ist krisenfest. Denn wer Lebensmittel direkt von Betrieben aus der Region bezieht, spart Transportwege ein und wird unabhängiger von globalen Warenströmen. Wie einfach das ist, zeigen wir hier am eigenen Beispiel.                                                                                                        Die Idee, Bio-Lebensmittel direkt Ab-Hof zu verkaufen, ist so alt wie die Bio-Bewegung selbst. Ökologisch erzeugte Lebensmittel sollten nicht weit transportiert und die Bauern und Bäuerinnen unabhängig sein – von der Chemieindustrie ebenso wie von den großen Konzernen des Lebensmitteleinzelhandels. Entsprechend alt sind einige Hofläden. Der kaufmännische Geschäftsführer des Umweltinstituts, Martin Bauhof, lebt auf einem solchen Hof, den sein Schwiegervater, ein bayerischer Bio-Pionier, vor 30 Jahren gegründet hat. Jetzt, in der Corona-Krise, ist der Betrieb systemrelevant. Damit die Versorgung mit Gemüse aus der Region für die KundInnen gewährleistet ist, halten Familie und MitarbeiterInnen das physical distancing und die Hygienevorschriften besonders streng ein.                                                                                                                                                                                                                                     weiterlesen:                                                                                                                                              http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/2020/sonstige/regional-ist-erste-wahl.html?utm_source=CleverReach&utm_medium=email&utm_campaign=Newsletter+-+26.03.2020_oIA&utm_content=Mailing_7490134
 
  

Langfristig wird kein Weg an nachhaltiger Mode vorbeiführen – auch wenn es in die Bilanz schlägt. Für eine vollkommen nachhaltige Modeindustrie mangelt es den Experten zufolge aber nicht nur an Engagement und Investitionskraft. „Wir sprechen von einem deutlich längeren Zeithorizont allein schon dadurch, dass in gewissen Bereichen noch immer Technologie fehlt“, sagt Boger.                                                                                                                                                                                                                                     Die technischen Voraussetzungen, um den Massenmarkt bedienen zu können, müssten erst noch geschaffen werden. Es mangelt beispielsweise noch immer an einer Technologie, Kleidungsstücke tatsächlich nachhaltig zu recyceln. Kleine wie große Player der Branchen arbeiten an einer Recyclingtechnologie. „Da wird viel ausprobiert und investiert“, meint Boger. „Chemisches Recycling ist beispielsweise ein Weg, der aktuell getestet wird. Sollte das in 18 oder 24 Monaten marktreif sein, werden wir den nächsten großen Sprung sehen.“ Bis dahin könnten nur kleinere Schritte geschehen.                                                                                                                                                                                                                                     Die größten Nachhaltigkeitssiegel in der Mode                                                                                                                              IVN Best                                                                                                                              Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) vergibt das sogenannte „IVN Best Siegel“. Es gilt als der strengste Standard der Branche, weil ausschließlich Naturfasern für die Kleidung erlaubt sind, die wichtigsten Chemikalien verboten. So ist Chromgerbung ist etwa nicht erlaubt, Farbstoffe müssen schwermetallfrei und möglichst pflanzlich sein. Über die gesamte Lieferkette vom Anbau der Fasern bis zum Endprodukt wird kontrolliert, ob die sowohl die ökologischen als auch die Sozialstandards eingehalten werden.                                                                                                                                                                                                                                     GOTS                                                                                                                              Bei Global Organic Textile Standard (GOTS) gibt es für Kleidung das gleichnamige Siegel, das zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Öko-Textilsiegeln weltweit zählt. Über die gesamte Produktionskette, vom Anbau bis zum Endprodukt werden gewisse Standards verlangt – sowohl ökologisch als auch sozial. So schließt GOTS gefährliche Chemikaliengruppen für die Produktion aus und verlangt mindestens 70 Prozent Bio-Naturfaser für GOTS-zertifizierbare Kleidung. Dazu zählt GOTS allerdings auch Recyclingfaser von bis zu 30 Prozent, in der auch Polyester beigemischt sein darf. Dadurch ist GOTS nicht gänzlich ökologisch, aber für eine breitere Masse als Siegel erreichbar.                                                                                                                                                                                                                                     Oeko-Tex Made in Green                                                                                                                              Der Tertifizierer Oeko-Tex ist vielen von dem weit verbreiteten Siegel „Oeko-Tex Standard 100“ bekannt, der dem Verbraucher Auskunft darüber gibt, dass die Kleidung, die er kauft, schadstoffgeprüft ist. Mit dem „Made in Green“-Siegel bietet Oeko-Tex aber eine noch deutlich strengere Zertifizierung. Greenpeace bezeichnete das noch junge Siegel kürzlich als eines der strengsten am Markt. Farbiken, die nach „Made in Green“ zertifiziert sind, unterliegen einem besonders strengen Nachhaltigkeits-Programm namens „STeP“, bei dem ein umfangreiches Qualitätsmanagement in Fragen der Arbeitssicherheit und des Umweltmanagements eingesetzt werden. Um das Siegel zu erhalten, muss die Kleidung zu einem großen Teil aus Naturfasern bestehen oder Recycling- und Mischgewebe. Experten sagen, „Made in Green“ sei teils ambitionierter als Bluesign und GOTS.                                                                                                                                                                                                                                     Bluesign                                                                                                                              Der Standard „Bluesign“ konzentriert sich vor allem auf die Chemikalienregulierung. Dabei schließt das Siegel die von Greenpeace im Rahmen der Detox-Kampagne als besonders problematisch identifizierten Chemikalien von vorne herein aus. Dafür ist Bluesign bei der Faserwahl nicht begrenzt. Das „Bluesign“-Siegel findet sich deshalb auf Kleidung sowohl aus Natur- und Synthetikfasern als auch recyceltem Material. Für letzteres gelten bestimmte Anforderungen, um gefährliche Substanzen auszuschließen.                                                                                                                                                                                                                                     Cradle to Cradle                                                                                                                              Hinter dem „Cradle to Cradle“-Siegel steckt das gleichnamige Kreislaufkonzept demnach alle Materialien durch den Produktionsprozess geführt werden sollen ohne dass Abfall produziert wird. Um die Zertifizierung zu erhalten, müssen Unternehmen bestimmte Standards bei Materialgesundheit, Wiederverwendung, erneuerbaren Energien, sozialer Fairness und Wasser erfüllen. Zudem gibt es eine Liste verbotener Chemikalien. Bei der „Cradle to Cradle“-Zertifizierung gibt es die Besonderheit, dass sie stufenweise erfolgt: in Bronze, Silber, Gold und Platin. Schwierig: Wer für sein Produkt beispielsweise nur die Einstufung „Bronze“ bekommt, darf mit dem „C2C“-Siegel werben, obwohl die Einstufung zeigt, dass noch schädliche Chemikalien im Prozess Verwendung finden. Grundsätzlich können alle Faserarten C2C-zertifiziert werden. Dabei gilt: Je je sauberer und besser recycelbar die Faser, desto goldener die Zertifizierung.                                                                                                                                                                                                                                     Zudem gibt es noch immer keinen nachhaltigen Ersatzstoff für Baumwolle, deren Aufbereitung bekanntermaßen sehr wasserintensiv und somit wenig nachhaltig ist. „Große Player, wie etwa H&M und die Kering-Gruppe, investieren in Unternehmen oder Start-ups, die neue Stoffe entwickeln“, sagt Boger. „Es ist eine Investition in die Zukunft, wenn man so will.“                                                                                                                                                                                                                                     Auch für Polyester gibt es derzeit noch immer keinen adäquaten Ersatz, der die positiven Eigenschaften der Herstellung, des Tragekomforts und der Reinigung ähnlich gut gewährleistet. „Die Mode-Industrie steht dadurch – im Gegensatz zu vielen anderen Industrien – an einer Technologiebarriere. Bis die vollkommen überwunden ist, rechne ich mit 10 bis 15 Jahren“, sagt Boger.                                                                                                                                                                                                                                     „Der Prozess ist ins Rollen gekommen, aber die Mode-Industrie ist hier der sinnbildliche Dampfer – und eine Kehrtwende braucht Zeit“, sagt Trendforscherin Varga. Ihre Einschätzung: Zwanzig Jahre dürfte es sicher noch dauern bis die gesamte Modebranche ansatzweise dort ist, wo die Pioniere der Nachhaltigkeit heute schon sind.                                                                                                                                                                                                                                     Quelle: WirtschaftsWoche
 
  

